Nägel mit Köpfen machen, anstatt ausländische Studierende weiter abschrecken

Die Studiengebühren in Baden-Württemberg müssen umgehend abgeschafft werden und den Hochschulen sind Kompensationsmittel seitens des Landes zur Verfügung zu stellen, fordert der Bundesverband ausländischer Studierender (BAS).

Nachdem die Regierungsfraktionen Ende April ankündigten, die Studiengebühren für ausländische Studierende in Baden-Württemberg abschaffen zu wollen, stieß dies bei Studierendenvertretungen, der Wirtschaft, Gewerkschaften und der oppositionellen SPD auf Zustimmung, die Wissenschaftsministerin wollte prüfen. Der BAS begrüßt eine Abschaffung der Studiengebühren gegen ausländische Studierende nachdrücklich.

Für immerhin 79,4 % der ausländischen Studierenden ist die Studiengebührenfreiheit einer der wichtigen Gründe für die Studienortwahl. “Da verwundert es nicht”, so Kumar Ashish Sprecher des BAS, “dass ausländische Studierende Baden-Württemberg meiden und mit den Füßen abstimmen gegen ‘The Länd’.” Stieg die Zahl ausländischer Studierender in Deutschland im Schnitt vom Wintersemester 2016/17 bis Wintersemester zum 2021/22 um 31,6 % an, so sank sie in ‘The Länd’-Baden-Württemberg – als einzigem Bundesland – um -8,9 % ab. Dies schadet vor allem den Hochschulen in Baden-Württemberg.

Nach der Pandemie und in der derzeitigen Situation ist die finanzielle Lage eines Großteils der ausländischen Studierenden massiv angespannt. Steigende Mieten und Inflation gehen an den ausländischen Studierenden nicht spurlos vorbei und treffen sie doppelt, da sie nicht an allen Unterstützungsmaßnahmen seitens der Bundes- und Landesregierung teilhaben konnten. Die oft unterstützenden Eltern befinden sich in teilweise noch prekäreren Verhältnissen. Studiengebühren diskriminieren und können erfolgreiche Bildungsbiographien ausländischer Studierender verhindern.

Der BAS fordert die Landesregierung und die Regierungsfraktionen auf, ausländischen Studierenden und vor allen den Studienbewerber*innen Sicherheit zu geben und die Studiengebühren sofort abzuschaffen. Die Anhörung im Wissenschaftsausschuss des Landtags Baden-Württemberg am 14.06. sollte eine klare Empfehlung für die sofortige Abschaffung der Studiengebühren aussprechen, die dann umgehend im Landtag beschlossen werden sollte. Eine Hinhalte- und Vertagungstaktik wäre vor allem für die Bewerber*innen für das kommende Wintersemester fatal.

“Es ist weiterhin notwendig,” so Malú Ortega Méndez vom BAS-Vorstand, “den Ausstieg aus den Studiengebühren mit festen Ressourcen und Kompensationsmitteln für die Hochschulen zu hinterlegen, damit diese ihre Internationalisierung vorantreiben können.” Keinesfalls dürfe künftig im Bereich der Betreuung, Orientierung und Integration ausländischer Studierender gespart werden.

Im Gegenteil, Internationalisierung müsse aus Sicht des BAS seitens des Landes als Daueraufgabe nachhaltig und ausreichend finanziell ausgestattet sein. Die Koalition müsse eine Internationalisierungsstrategie unter Beteiligung aller Betroffenen erarbeiten und mit allen Beteiligten im Hochschulbereich umsetzen. Dabei sollten die notwendigen Vorteile der Internationalisierung der Hochschulen in Gänze betrachtet werden. Der BAS skizziert sein Verständnis von Internationalisierung u.a. so: Internationalisiation@home für deutsche Studierende, die keinen Auslandsaufenthalt machen können und die Vorteile für einen internationalen Campus erleben können ebenso wie die Möglichkeit, für ausländische Studierende bei einem Studium in The Länd gleich mit potentiell zukünftigen Arbeitgeber*innen in Kontakt zu kommen und neben Deutsch auch Schwäbisch oder natürlich Badisch lernen zu können. Ausländische Studierende bereichern das Hochschulleben und den Austausch an den Hochschulen und in der Gesellschaft.

“Der BAS spricht sich zudem für die Abschaffung der, vor allem finanziell schwächere Menschen belastenden, Zweitstudiengebühren aus. Diese sollten “in einem Atemzug mit vom Tisch”.”, so Fabian de Planque, BAS Vorstandsmitglied.