Bundesverband ausländischer Studierender verurteilt Diskriminierung russischer Studierender
Der Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) ist besorgt über die steigende Zahl von Diskriminierung und Angriffen gegenüber (vermeintlich) russischen Studierenden. Die Berichte, dass Studierende in Wohnheimen, per E-Mail oder auch in der Öffentlichkeit massiv angegangen, beschimpft und bedroht werden, nehmen in den letzten Tagen massiv zu. Auch Hochschulen ergreifen zum Teil Maßnahmen, die nach Auffassung des BAS nicht gerechtfertigt sind und sicherlich keinen Beitrag dazu leisten, den völkerrechtswidrigen und nicht zu rechtfertigenden Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Russische Studierende individuell zu bestrafen, lenke die Aufmerksamkeit von den wirklich für den Krieg Verantwortlichen ab, schüre Rassismus und spalte die Hochschulgemeinschaft.
„Die Empörung gegen den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine ist völlig legitim und auch wir teilen diese“, so Sergej Haar, Vorstandsmitglied des BAS, und führt weiter aus: „Das jedoch ist kein Grund, undifferenziert Menschen wegen ihrer russischen Herkunft zu diskriminieren, sie zu beschimpfen oder tätlich anzugreifen. Nicht wenige stehen selbst in Opposition zum Krieg.“ Hochschulen, die durch Maßnahmen gegen einzelne russische Studierende – offenbar in vorauseilendem Gehorsam – die Ressentiments und Vorurteile noch schüren, hätten tatsächlich ein Rassismusproblem in der Hochschulleitung und der Hochschule. Dies zeige sich nicht zum ersten Mal.
Sanktionen dürften sich nicht gegen einzelne russische Studierende richten, sondern müssen sich gegen das System, das Regime in Russland richten, konstatiert der BAS. Insofern unterstützt der BAS die Aussetzung der Hochschulkooperationen mit russischen Universitäten ausdrücklich, deren Rektoren sich teilweise unmissverständlich hinter Putin gestellt haben. Eine Fortführung dieser Kooperationen wäre aus Sicht des BAS mit nichts zu rechtfertigen und vor dem Hintergrund des Angriffskrieges in der Ukraine unerträglich. Dennoch sei russischen Studierenden abseits der Kooperationen auf individueller Ebene selbstverständlich weiterhin ein Studium in Deutschland zu ermöglichen. Sollten russische Studierende nach Abschluss des Studiums wegen der Repressionen nicht nach Russland zurückkehren wollen, so ist ihnen nach Dafürhalten des BAS ein weiterer Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen.
Neu ist das Rassismusproblem an Hochschulen leider nicht und offenbar strukturell bedingt sowie in manchen Hochschulleitungen fest verankert, stellt der BAS fest. Bereits zu Beginn der Pandemie, als sich ein teilweise massiver anti-asiatischer Rassismus auch an den Hochschulen breit machte, schwiegen beispielsweise Hochschulleitungen und Verantwortliche der Hochschulvereinigungen und Organisationen, anstatt klar Stellung für die asiatisch gelesenen Hochschulangehörigen zu beziehen. Ebenfalls in vielen anderen Fällen, in denen ausländisch gelesene Studierende oder Promovierende teils von Lehrenden rassistisch diskriminiert werden, schwiegen Hochschulleitungen oder kehrten die Fälle unter den Teppich. Damit müsse Schluss sein.
Ohne Frage sei dieser Krieg abzulehnen und der Ukraine müsse praktische Solidarität zuteilwerden. Ganz klar hätten Rassismus und Diskriminierung nichts an den Hochschulen und sonstwo zu suchen, müssten bekämpft und dürften nicht geduldet oder gar geschürt werden.